1. Lied eines Schmiedes
Author(s): Nikolaus Lenau Fein Rößlein,
Ich beschlage dich,
Sei frisch und fromm,
Und wieder komm!
Trag deinen Herrn
Stets treu dem Stern,
Der seiner Bahn
Hell glänzt voran.
Trag auf dem Ritt
Mit jedem Tritt
Den Reiter du
Dem Himmel zu!
Nun Rößlein,
Ich beschlage dich,
Sei frisch und fromm,
Und wieder komm!
2. Meine Rose
Author(s): Nikolaus Lenau Dem holden Lenzgeschmeide,
Der Rose, meiner Freude,
Die schon gebeugt und blasser
Vom heißen Strahl der Sonnen,
Reich' ich den Becher Wasser
Aus dunklem, tiefem Bronnen.
Du Rose meines Herzens!
Vom stillen Strahl des Schmerzens
Bist du gebeugt und blasser;
Ich möchte dir zu Füßen,
Wie dieser Blume Wasser,
Still meine Seele gießen!
Könnt' ich dann auch nicht sehen
Dich freudig auferstehen.
4. Die Sennin
Author(s): Nikolaus Lenau Schöne Sennin, noch einmal
Singe deinen Ruf ins Tal,
Daß die frohe Felsensprache
Deinem hellen Ruf erwache!
Horch, o Sennin, wie dein Sang
In die Brust den Bergen drang,
Wie dein Wort die Felsenseelen
Freudig fort und fort erzählen!
Aber einst, wie alles flieht,
Scheidet du mit deinem Lied,
Wenn dich Liebe forbewogen,
Oder dich der Tod entzogen.
Und verlassen werden stehn,
Traurig stumm herübersehn
Dort die grauen Felsenzinnen
Und auf deine Lieder sinnen.
5. Einsamkeit
Author(s): Nikolaus Lenau Wildverwachs'ne dunkle Fichten,
Leise klagt die Quelle fort;
Herz, das ist der rechte Ort
Für dein schmerzliches Verzichten!
Grauer Vogel in den Zweigen,
Einsam deine Klage singt,
Und auf deine Frage bringt
Antwort nicht des Waldes Schweigen.
Wenn's auch immer Schweigen bliebe,
Klage, klage fort; es weht,
Der dich höret und versteht,
Stille hier der Geist der Liebe.
Nicht verloren hier im Moose,
Herz, dein heimlich Weinen geht,
Deine Liebe Gott versteht,
Deine tiefe, hoffnungslose!
7. Requiem
Author(s): Anonymous/Unidentified Artist Ruh' von schmerzensreichen Mühen
Aus und heißem Liebesglühen!
Der nach seligem Verein
Trug Verlangen,
Ist gegangen
Zu des Heilands Wohnung ein.
Dem Gerechten leuchten helle
Sterne in des Grabes Zelle,
Ihm, der selbst als Stern der Nacht
Wird erscheinen,
Wenn er seinen
Herrn erschaut im Himmelspracht.
Seid Fürsprecher, heil'ge Seelen!
Heil'ger Geist, laß Trost nicht fehlen.
Hörst du? Jubelsang erklingt,
Feiertöne,
Darein die schöne
Engelsharfe singt:
Ruh' von schmerzenreichen Mühen
Aus und heißem Liebesglühen!
Der nach seligem Verein
Trug Verlangen
Ist gegangen
Zu des Heilands Wohnung ein.
